In Postkriegsszenarien sind durchaus auch Nachgebühren erhoben worden. Aber nicht jeder Beleg mit Nachgebühr ist ein Postkriegsbeleg. Postkrieg ist nur dann gegeben, wenn die Nachgebühr mit beanstandeten Marken oder anderen postalischen Merkmalen in Zusammenhang steht. Es gibt natürlich Nachgebührbelege in postkriegsrelevanten Perioden oder Gebieten, die man (leicht) als Postkriegsbelege missinterpretieren kann.
In postal war scenarios, postage due charges have certainly been levied. But not every cover with postage due is a postal war cover. A postal war only exists if the surcharge is
related to objectionable stamps or other postal features. There are of course surchsrged covers in postal war relevant periods or areas which can
(easily) be misinterpreted as postal war covers.
Brief von Westberlin (Charlottenburg) in das Saarland (Brefeld) vom 19.11.1948 mit 24 Pf Inlandsgebühr für einen einfachen Brief frankiert. Da das Saarland zu diesem Zeitpunkt für Westberlin Ausland war, musste an sich Auslandsgebühr (50 Pf) für einen einfachen Brief verklebt werden. Daher fehlten 26 Pf. Auf dem Brief wurde der Fehlbetrag zuerst als Nachgebühr vermerkt, ebenso roter Nachgebühr-Stempel. Diese dann aber gestrichen und durch „7“ ersetzt. Auch die „7“ wiederum gestrichen und ein „F“ daraus gemacht, dazu noch „19“. Scheinbar wurde als finale Nachgebühr 19 Francs verhängt und eben durch das „F“ für Francs ausgewiesen. 19 Francs aber ist eine nicht wirklich erklärbare Nachgebühr wurde doch eben normalerweise der Fehlbetrag (hier 26) zugrundegelegt. Auch die „7“ ist nicht erklärbar.
Letter from West Berlin (Charlottenburg) to Saarland (Brefeld) dated November 19, 1948, franked with 24 Pf domestic rate for a letter. up to 20gr. Since Saarland was a foreign country for West Berlin at that time, foreign postage (50 Pf) had to be affixed for a simple letter. Therefore 26 Pf were missing. On the letter, the shortage was first noted as postage due, also red postage due stamp. But this then cancelled and replaced by "7". Also the "7" again cancelled and made an "F" out of it, plus "19". Apparently, the final surcharge was 19 Francs, indicated by the "F" for Francs. 19 Francs, however, is a not really explainable surcharge, since normally the shortfall (here 26) was used as basis. Also the "7" is not explainable.
Brief von Lichterfelde (West-Berlin) nach Homberg (Bizone) vom 30.6.1948. Korrekt frankiert mit Zehnfach (5*2,4) 12 Pf, Netzaufdruckmarke 6 Pf und Bezirkshandstempelmarke 6 Pf, entspricht 24 Pf für einen Inlandsbrief bis 20 gr. Mit Nachgebühr 3(?), 18, 27, 36 (in dieser Reihenfolge) belegt, wobei die endgültige Nachgebühr bei 36 Pf lag, alle anderen durchgestrichen.
Letter from Lichterfelde (West Berlin) to Homberg (Bizone) dated June 30, 1948. Correctly franked with tenfold (5*2.4) 12 Pf, net overprint stamp 6 Pf and district handstamp 6 Pf, corresponding to 24 Pf for a domestic letter up to 20 gr. Covered with postage due 3(?), 18, 27, 36 (in this order), the final postage due being 36 Pf, all others crossed out.
3: Die 3 "versteckt" sich in der 18. Wohl die "erste" Nachgebühr. Entweder die 3 wurde angefangen und die 6 für 36 dann nicht mehr hinzugefügt sondern gleich auf die 18 umgeschwenkt. Oder die 3 war beabsichtigt. Einzige Möglichkeit: 2*5 = 10 Pf (der Zehnfachfantkatur, also abgerundet, eigentlich nicht üblich) + 6 Pf + 6 pf = 22 Pf, daher fehlen 2 Pf, mit 1,5-facher Nachgebühr = 3 Pf
18: Als nächstes vom Postler. Sprich 12 Pf "fehlendes Porto". Dies war dann die Zehnfachfrankatur (12 Pf) und damit 1,5-fache Nachgebühr = 18 Pf. Das wäre dann Postkrieg, tatsächlich gab es in der Bizone sehr vereinzelt die Nichtanerkennung der Zehnfachfrankatur, aller dings bisher aus der SBZ und nicht West-Berlin bekannt. In Westdeutschland war die Zehnfachfrankatur ja nur bis 24.6. erste Briefkastnleerung möglich. Aber der bearbeitende Postler hat auch das ja durchgestrichen.
27: Mit der 18 war der Postler auch nicht glücklich, nun 27. Wprich 18 Pf fehlendes Porto. 1,5-fache Nachgebühr 18+9 = 27 Pf. Also muss er hier die Zehnfachfrankatur, 12 Pf und eine der 6 Pf-Marken (sicher die Bezirkshandstempel-Marke) nicht anerkannt haben.
36: Nun also alles nicht anerkannt, 24 Pf fehlendes Porto, mit 1,5-facher Nachgebühr dann 24+12 = 36 Pf. Entweder hatte der Postler nun "die Schnauze voll" und aht einfach gesagt, bevor ich mich hier weiter verkünstle, da ich nicht weiß was richtig ist, alles nicht anerkannt. ODER: Irgendwie ist nun festgestellt, dass der Brief über 20gr wiegt, dann wären 48 Pf Porto notwendig gewesen, 24 Pf fehlen, 1,5-fach 24+12 = 36 Pf.
3: The 3 "hides" in the 18. That was presumably the first surcharge. Either the 3 was started and the 6 for 36 then not added but immediately
switched to the 18. Or the 3 was intentional. Only possibility at hand: 2*5 = 10 Pf (the tenfold franking, thus rounded down (not usual) + 6 Pf + 6 pf = 22 Pf, therefore 2 Pf are missing, with
1.5-fold postage due = 3 Pf
18: Next from the postman corresponding to 12 Pf "missing postage". This was then the tenfold franking (12 Pf) and therefore 1.5 times postage due
= 18 Pf. This would be a postal war, in fact there were very few cases of non-recognition of the tenfold franking in the Bizone, but so far known from the SOZ only and not from West Berlin. In
West Germany, the ten-fold franking was only possible until June 24, 1948, first letter box emptying. But the processing postman has also crossed this out.
27: The postman was not happy with the 18 either, now 27. 18 Pf missing postage. 1.5 times postage 18+9 = 27 Pf. So he must not have accepted the
tenfold franking, 12 Pf, and one of the 6 Pf stamps (certainly the district handstamp stamp).
36: So now all not acknowledged, 24 Pf missing postage, with 1.5 times surcharge then 24+12 = 36 Pf. Either the postman was now "fed up" and had
simply said, before I further guess here, since I do not know what is correct, everything not recognized. OR: Somehow it is now established that the letter weighs over 20gr, then 48 Pf postage
would have been necessary, 24 Pf missing, 1.5 times 24+12 = 36 Pf.